Narkosefehler – Ihr gutes Recht bei Behandlungsfehlern

Fehler bei der Narkose können schwere Folgen haben. Lesen Sie, welche Ursachen typisch sind, welche Rechte Patientinnen und Patienten haben und wann Schmerzensgeld möglich ist.

Wenn eine Routineoperation schwerwiegende Folgen hat

Kommt es während eines chirurgischen Eingriffs zu einer falschen Dosierung von Narkosemitteln, kann dies erhebliche neurologische Schäden verursachen. Eine zu hohe Medikamentenmenge – etwa durch Schätzwerte statt einer exakten Gewichtsermittlung – kann bleibende Hirnschäden nach sich ziehen. In solchen Situationen ist eine frühe rechtliche Einschätzung durch eine erfahrene Anwältin oder einen Anwalt für Medizinrecht entscheidend.

Außergerichtliche Entschädigungen für dauerhaft geschädigte Patientinnen und Patienten bewegen sich häufig zwischen 50.000 und über 800.000 Euro, abhängig von den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen des Eingriffs.

Fallbeispiel aus Hamburg: Überdosierung mit gravierenden Folgen

Ein 47-jähriger Mann ließ sich ambulant wegen eines Leistenbruchs operieren. Bereits kurz nach dem Eingriff zeigten sich Sprachstörungen und Desorientierung – zunächst als harmlose Nachwirkungen der Narkose eingestuft. Zwei Tage später ergab eine CT-Untersuchung jedoch eine minderdurchblutete Hirnregion.

Die Ursache: Eine Überdosierung des Narkosemittels Propofol, das auf Grundlage eines geschätzten Körpergewichts verabreicht wurde, weil die Waage im OP nicht funktionierte.

Bis heute leidet der Patient unter Konzentrationsstörungen, Wortfindungsproblemen und chronischer Erschöpfung – mit erheblichen Einschränkungen im Alltag und Berufsleben.

Typische Versäumnisse bei der Narkoseführung

In vielen Fällen treten mehrere Behandlungsfehler gleichzeitig auf. Häufige Ursachen sind:

  • Fehlende Gewichtserhebung: Das Körpergewicht wird geschätzt, nicht gemessen.
  • Unkontrollierte Medikamentengabe: Keine zweite Überprüfung durch ein weiteres Teammitglied.
  • Mangelhafte Überwachung: Fehlendes CO₂-Monitoring während der Narkose.
  • Unvollständige Dokumentation: Lücken in Beatmungsprotokollen und Medikamentenlisten.
  • Keine neurologische Kontrolle im Aufwachraum.

Solche Abläufe verstoßen gegen die medizinischen Standards einer sicheren Anästhesie.

Rechtliche Schritte bei Verdacht auf einen Narkosefehler

Wer einen möglichen Narkosefehler vermutet, sollte systematisch vorgehen. Zu den wichtigsten Schritten gehören:

  • Anforderung der vollständigen Behandlungsunterlagen, insbesondere:
    • Narkose- und Anästhesieberichte
    • Aufklärungsbögen
    • Beatmungskurven
    • Medikamentenprotokolle
  • Erstellung eines Gedächtnisprotokolls:
    Notieren Sie Beschwerden, zeitliche Abläufe und Gespräche mit dem Klinikpersonal.
  • Einholung eines unabhängigen medizinischen Gutachtens über die zuständige Ärztekammer.
  • Juristische Prüfung der Unterlagen, um mögliche Haftungsansprüche zu bewerten.

Hinweis: Die Verjährungsfrist beträgt drei Jahre (§§ 195, 199 BGB) ab dem Ende des Jahres, in dem der Fehler erkannt wurde.

Mögliche Schmerzensgeldhöhen bei Narkosefehlern

SchadensbildTypisches Schmerzensgeld
Leichte Orientierungsstörung (vorübergehend)bis 50.000 €
Anhaltende kognitive Beeinträchtigungen80.000 € – 250.000 €
Schwerwiegende Hirnschäden mit Folgekostenüber 800.000 € (je nach Einzelfall)

Die genaue Höhe hängt vom individuellen Schadensbild und den nachweisbaren gesundheitlichen Folgen ab.

Fazit

Narkosefehler zählen zu den schwerwiegenderen Behandlungsfehlern, da sie das zentrale Nervensystem betreffen und bleibende Schäden verursachen können. Eine sorgfältige Dokumentation, medizinische Begutachtung und rechtliche Bewertung sind entscheidend, um Betroffenen zu ihrem Recht zu verhelfen.